21. Deutscher Hispanistentag 2017
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1. Beschreibung und eingeladene Gäste

Lorena I. Pool Balam (Gast)

Dozentin für Maya in den Studiengängen Estudios Mesoamericanos (Posgrado) und Desarrollo y Gestión Interculturales (Licenciatura) an der Universidad Autónoma de México, wo sie über Bitten (requests) in der alltäglichen Kommunikation von Maya-Familien im yukatekischen Maya und der yukatekischen Maya-Zeichensprache (LSMY) promoviert. Sie ist Mitbegründerin des Proyecto de Lengua de Señas Maya Yucateca, in welchem verschiedene Aspekte der Maya-Zeichensprache und ihrer Interaktion mit den benachbarten Sprachen dokumentiert und analysiert werden. Ihre Interessengebiete umfassen die Beschreibung der Mayasprachen wie des yukatekischen Maya (und der LSMY), ferner ihren Gebrauch in der Interaktion, in soziolinguistischen und kulturellen Kontexten, der Sozialisation und im Kontakt mit anderen Sprachen (z.B. Spanisch).

José Antonio Flores Farfán (Gast)

Seine Forschungsinteressen umfassen Sprachkontakt, Pragmatik, Diskursanalyse, Sprache und Bildung, Angewandte Sprachwissenschaft sowie Sprachpolitik und Sprachplanung, hier insbesondere das Gebiet der Revitalisierung von Sprachen. Zu den genannten Themengebieten hat er umfassend publiziert und cursos de posgrado angeboten. Daraus ergab sich eine Vielzahl an betreuten Abschlussarbeiten - auf Bachelor-, Master- und Promotionsniveau.

Das 21. Jahrhundert zeichnet sich durch global gedachte Dynamiken in Politik und Wirtschaft, die wachsende Mobilität von Personen und Gütern sowie die steigende Bedeutung ,großer’ Sprachen aus (cf. Ávila 2009; Coupland 2010), die kleinere, häufig indigene Sprachen mit erhöhter Geschwindigkeit in ihrer Existenz bedrohen (cf. Brenzinger 2007; Duchêne/Heller 2008; Haboud/Ostler 2013). Durch Migrationsbewegungen ergeben sich Begegnungssituationen in spanisch-amerindischen Kommunikationsräumen, Szenarien von Liminalität und Superdiversity (cf. Arnaut 2016; Blommaert 2015; Vertovec 2007), die sich auf die in Kontakt stehenden Idiome und deren Sprecher auswirken.

Diese Superdiversität kann sich durch Sprache manifestieren und demnach interkulturelle oder diasystemisch bedingte Variation im Sprachverhalten auslösen, Auswirkungen auf das Verhandeln von Identität, soziokulturellen Rollen und Unterschieden haben (z.B. crossing, cf. Rampton 1995) und die Wahrnehmung, Konzeptualisierung und Behandlung von Diversität auf individueller, öffentlich-politischer oder professioneller Ebene beeinflussen.

Vor dem Hintergrund der o.g. Globalisierungs- und Homogenisierungstendenzen befürchtet die UNESCO (2016), dass mit Beendigung dieses Jahrhunderts etwa die Hälfte der um die 6.000 weltweit gesprochenen Sprachen und mit ihnen verknüpftes kulturelles Wissen verschwunden sein könnte. Auf der anderen Seite können gerade tertiäre Medien als globale Kommunikations- und Kontakträume auch eine Chance für indigene Sprachen darstellen.

Im Zusammenhang mit diesen o.g. global geltenden Forderungen und Rechten entstehen in den meisten amerikanischen Ländern seit den 1980ern veränderte Politiken in Bezug auf die Anerkennung der Rechte indigener Völker, insbesondere der sogenannten Sprachenrechte und des Rechts auf Translation, sowie die Stärkung indigener Organisationen (cf. Baldauf/Kaplan 2007).

Im Rahmen dieser transversalen Sektion möchten wir uns diesen mit dem Sprach- und Kulturkontakt verbundenen Phänomenen spanisch-amerindischer Diversität durch die interdisziplinäre Vernetzung unterschiedlicher Facetten aus der Perspektive der Sprach- und Translationswissenschaft sowie der Medien- und Kulturwissenschaften annähern.

Ziel der Sektionsarbeit ist es, anhand unterschiedlicher theoretischer und methodischer Schwerpunkte aktuelle Gegebenheiten und durch die Globalisierung und wachsende Mobilität bedingte Herausforderungen in spanisch-amerindischen Kontaktsituationen auf individueller, gesellschaftlicher, politischer oder medialer Ebene zu thematisieren. Dabei können folgende Fragestellungen als Leitlinien dienen:

  • Inwiefern beeinflusst die superdiversity der amerikanischen Sprachkontakträume das Sprachsystem der in Kontakt stehenden Sprachen (z.B. in Form von Entlehnungsprozessen, español indígena, etc.), die Performanz ihrer Sprecher (z.B. Code-Switching-Phänomene, crossing, etc.) und die Verbreitung sowie den Kommunikationsradius der in Amerika gesprochenen Sprachen?
  • Welche Reaktionen oder Initiativen in Bezug auf die einerseits durch Migration neu entstehende und andererseits die durch das globale Zusammenwachsen bedrohte Diversität charakterisieren die Sprach- und Kulturräume auf institutioneller, sprach- und bildungspolitischer Ebene?
  • Welche Auswirkungen hat der Sprachkontakt im öffentlichen Raum (z.B. linguistic landscapes)?
  • Wie gestalten sich identitätsbezogene oder kulturelle Praktiken z.B. im Rahmen von Trans- oder Re-Migrationsprozessen? Welche Selbst- und Fremdwahrnehmungsprozesse sind auf der Seite der Sprecher mit diesen verbunden?
  • Inwiefern beeinflusst der Sprach- und Kulturkontakt massenmediale Produkte (Film, TV, telenovelas in indigenen Sprachen und Settings)? In welcher Weise beschäftigen sich die Sprecher in den Massenmedien mit Sprachkontaktphänomenen (z.B. metasprachliche Reflexionen zu Mehrsprachigkeit, Sprachaktivismus in sozialen Medien, Foren, Chatsprache)?

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