21. Deutscher Hispanistentag 2017
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Präsentation

Orte hispanischer Kultur in einer globalisierten Welt

München, 29.03.–02.04.2017

Hispanische Kulturen?

Die spanische Sprache hat sich im Zuge der Globalisierung zu einer der wichtigsten internationalen Verkehrssprachen entwickelt. Von jenen Gebieten der Iberischen Halbinsel, in denen sie sich seit dem Mittelalter und den Zeiten der Reconquista entfaltet hat, und ebenso außerhalb Europas, vor allem in Lateinamerika, wo sie nach den Entdeckungen und Eroberungen der Frühen Neuzeit eine weitere Heimat fand, dringt die hispanische Kultur weiterhin in neue geographische und kulturelle Räume vor. Es gilt allerdings heute mehr denn je zu betonen, dass die hispanische Kultur zu keiner Zeit eine Monokultur war. Schon jene traditionellen Stammgebiete waren niemals ganz auf die spanische Sprache und Kultur beschränkt, sondern diese lebte von Anfang an in immer wieder neuen Konstellationen mit anderen Sprachen, Kulturen mit und ohne Schrifttradition sowie Religionen zusammen. Auf die Iberische Halbinsel kamen zunächst Iberer, Kelten und Basken, in der Antike dann Phönizier, Römer und Juden, im Frühen Mittelalter Westgoten, Sueben und Byzantiner und zur Zeit der islamischen Reiche in Al-Andalus Mauren aus dem arabischen und berberischen Kulturkreis. Später wurden indigene Völker der Neuen Welt zu Bewohnern eines Spanischen Kolonialreichs, welches außerdem große Teile Italiens und Flandern zu seinem Herrschaftsgebiet zählte.

Orte hispanischer Kulturen

Aus all diesen Gründen erscheint es geraten, eher von “Orten” der hispanischen Kultur als von hispanischen “Gebieten” oder “Territorien” zu sprechen. Diese Orte sind geographisch und kulturell weit gestreut und in vielfältigem Austausch mit anderen Sprachen, Literaturen und Traditionen in einem offenen kulturellen Universum. Nur selten hatten die spanische Sprachen und Kulturen homogene und zusammenhängende Gebiete inne, viel häufiger teilten sie sich diese mit anderen sprachlichen, literarischen und kulturellen Gemeinschaften und befruchteten sich wechselseitig. Dass dies auch für die Gegenwart gilt, zeigen die intensiven Diskussionen um den Status des Spanischen in den autonomen Regionen Spaniens oder die Vielfalt der Länder Hispanoamerikas, die in je eigener Weise durch indigene, europäischstämmige, afrikanische, kreolische und zunehmend auch asiatische Bevölkerungsanteile geprägt sind. Dass diese Austauschprozesse nicht immer friedlich verliefen, sondern von Konflikten, Eroberung und imperialer Unterdrückung über Vertreibung, Flucht- und Migration bis hin zu ökonomisch, sozial oder kulturell geglückten Modellen des Zusammenlebens ein breites Spektrum umfassen, gilt es stets im Auge zu behalten.

Transkulturation und Migration

Diese Prozesse, welche die hispanischen Traditionen mit anderen Sprachen, Völkern und Kulturen in Kontakt bringen, gewinnen im Zuge der fortschreitenden Globalisierung immer größere Bedeutung. Natürlich können Migrationsbewegungen neue Herausforderungen für Gebiete mit sich bringen, welche traditionell als Stammland spanischer Sprache und Kultur angesehen wurden. Gleichzeitig haben die Migrationsbewegungen der Gegenwart aber auch gegenläufige Auswirkungen, da sie auch andere Gesellschaften verändern, welche spanischsprachige Migranten aufnehmen. Dies galt schon für die aus Spanien vertriebenen Sepharden und Morisken, im 20. Jahrhundert für die aus Diktaturen Geflohenen und Exilierten, und es betrifft in der Gegenwart ganz besonders Länder wie die USA, welche Ziel vieler spanischsprachiger Migranten sind. So entstehen allmählich neue spanischsprachige Gemeinschaften und neue ‘Inseln’ hispanischer Kultur in Gebieten, in denen Spanisch zuvor nicht verbreitet war, und wo sich Prozesse der Transkulturation und Hybridisierung abzeichnen. Auch wenn diese Prozesse Teil einer vermeintlich singulären Globalisierung in unserer Zeit sind, so lassen sich bei genauerer Betrachtung doch Parallelen zu Entwicklungen in früheren Jahrhunderten entdecken, Parallelen, deren genauere Untersuchung noch aussteht.

Der 21. Deutsche Hispanistentag in München, einer kosmopolitischen Stadt mit vielen Verbindungen auch zur spanischsprachigen Welt, möchte deshalb dazu einladen, diese vielschichtige Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen.

 


Servicebereich