21. Deutscher Hispanistentag 2017
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1. Beschreibung und eingeladene Gäste

Luis Galván Moreno (Gast)

Luis Galván ist Professor für Literaturtheorie an der Universidad de Navarra. Er war zuvor Humboldt-Stipendiat in Münster und Freiburg i. Br. Verfasser zahlreicher Publikationen, so zu den Autos sacramentales von Calderón und insbesondere zur Erzählliteratur des Mittelalters und der Renaissance. Augenblicklich befasst er sich mit Fragen der Theorie der narrativen Literatur und mit der Beziehung zwischen Literatur und Gesellschaft.

Andrés Eichmann Oehrli (Gast)

Lizentiat an der Universidad Nacional de Cuyo von Mendoza (Argentinien), Promotion an der Universidad de Navarra; Lehrtätigkeit an unterschiedlichen Universitäten. Seit 2012 lehrt er im Bereich des Graduiertenstudiums an der Universidad Mayor Dozent an der Universidad Mayor de San Andrés und ist Forscher an der Universidad Nuestra Señora de La Paz (beides Bolivien). Seine Publikationen befassen sich mit dem Siglo de Oro in Amerika und vor allem mit dem südlichen Anden-Raum. Editorische Tätigkeit und Verfasser von Monographien zur Literatur des Siglo de Oro in Spanisch-Amerika, insbesondere im andinen Raum bspw. zusammen mit Ignaco Arellano: Entremeses, loas y coloquios de Potosí (2005).

Tatiana Alvarado Teodorika (Gast)

Promotion an der Université Paris III. Tätigkeiten an der Université Grenoble III, Universidad Mayor de San Andrés (Bolivien), an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie am Institut National Universitaire Jean-François Champollion (Albi, Frankreich). Momentan ist sie Lektorin am IUT Bordeaux Montaigne (Métiers du Livre - Bibliothèques, Patrimoine - y Communication). Spezialgebiete sind das Drama von Calderón, die Rezeption griechischer Mythologie und die "Translatio studii" in Spanisch-Amerika. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Forschergruppen in Spanien und auch in Bolivien.

Einige Studien aus dem amerikanischen Raum zu Texten der Kolonialzeit betonen deren Singularität hinsichtlich der europäischen Tradition. Gleichzeitig werden europäische Texte des 15. bis 17. Jahrhunderts selten mit lateinamerikanischen Texten als Teil eines einzigen Korpus gesehen, und im Hinblick auf die Rezeption bestenfalls mit der Araucana von Ercilla oder Texten von Juan Ruiz de Alarcón und dem Inca Garcilaso de la Vega in Verbindung gebracht, wobei meist ein unilateraler Einfluss gezeichnet wird.

Vor dem Hintergrund der Prämisse der Alterität möchte die Sektion untersuchen, wie die neuen Orte hispanischer Kultur zunehmend ‚globalisierte‘ textuelle Konzepte adaptieren, und in welches Spannungsverhältnis sie dabei mit lokalen Kulturen und Textformen geraten.

Dabei soll zunächst von stilistischen, chronologischen oder regionalen Kategorisierungen wie „goldenes Zeitalter“, „Renaissance“ oder „kolonial“ abgesehen werden, um Texte aus Europa und Amerika vom 15. bis ins 17. Jahrhundert zu verknüpfen und wechselseitige Berührungspunkte herauszuarbeiten.

Zwei Aspekte sollen beleuchtet werden: Die Bildung neuer Orte hispanischer Kultur im Kontext einer ersten ‚Globalisierung‘, gekennzeichnet durch Mobilität und Konflikte – und ihre textuelle Repräsentation im Modus des Epischen als einer Ästhetik der Spannung und der Expansion (Fowler, 1985, Souriau, 1990). Als Makrodiskurs schließt das Epische verschiedene Textgattungen ein (Garrido Gallardo, 1994; Spang, 1993). Es kann untersucht werden, wie die narrativen Strukturen andere Texttraditionen (Bestiarien, apokryphe Mythen, Legenden) aufgreifen und weiterverarbeiten oder dekonstruieren.

Mögliche Achsen der Sektionsarbeit:

  1. Das Epische in einer ersten ‚Globalisierung‘ hispanischer Kultur. Im Makrodiskurs des Epischen können unterschiedliche Texte des 15. bis 17. Jahrhunderts, von der epischen Dichtung bis zum Ritterroman, untersucht werden. Dabei lassen sich Typen, Formen und Stilfragen ebenso behandeln wie Funktionen und Zirkulationsprozesse der Texte. Es ist auch erwünscht, die politische Komponente und Tragweite des Epischen zu beleuchten (vgl. David Quint, 1993).
  2. Modelle und Parodien des ‚Helden‘: Heroische Modelle wandeln sich in den behandelten Jahrhunderten, was Anlass zu folgenden Fragen gibt: Wie entwickelt sich das Modell des Heroen diachron? In welchem Kontext entstehen Parodien des epischen Heldenschemas? Wie wird das Modell des Miles Christi im amerikanischen Kontext fortgeführt? Wie fügen sich die neuen Orte und Raumvorstellungen ins Schema des Epischen ein und wie modifizieren sie es?
  3. Legenden in Kontakt: Seit der Antike werden Legenden in epische Texte eingeflochten. Die europäische Reconquista und die ‚Eroberung‘ Amerikas erweiterten die Vorstellungswelten, auch durch die Übersetzung von lokalen Mythen. Die eingeflochtenen Narrationen werden transkulturell assimiliert und etwa durch biblische oder bukolische Topik in ‚europäische‘ narrative Zusammenhänge integriert, was oft zu Idealisierung und Euphemismen führt.
  4. Legenden und imaginäre Orte als narrative Gegenpole: Von Interesse sind etwa die Funktion der Legenden innerhalb der Narration, ihre Neuerzählung und Persistenz durch Texttraditionen und Jahrhunderte hindurch, sowie die Verschiebungen und Rekonfigurationen zwischen der amerikanischen und europäischen Textproduktion.

So soll anhand verschiedener Fallstudien untersucht werden, wie und mit welchem Ziel Texte aus Europa und Lateinamerika jeweils ‚durchlässig‘ werden für die Integration lokaler Erzählungen und Erzählformen und ‚globalisierter‘ narrativer Modelle, und welche spezifischen Ausprägungen und Strategien sie dabei jeweils bilden.

Kontakt zur Sektionsleitung: