1. Beschreibung und eingeladene Gäste
Der Raum, in dem sich das Lehren und Lernen des Spanischen als Fremdsprache abwickelt, wird als hybrider, auch als dritter Ort (Kramsch 2009), verstanden, in welchem Sprachen und Kulturen sich gewebeartig zusammenflechten. Ein solches Verständnis von (Unterrichts)Raum erlaubt nicht nur die Diversität, die Sprachen und Kulturen mit sich bringen, zu entfalten. Es verzichtet zudem auf die Verlagerung des Kompetenzerwerbsprozesses auf externe Kommunikationskontexte, die sich im Unterrichtsraum widerspiegeln, nachahmen, duplizieren müssen.
Der sich durch unterschiedlichste linguistische Normen wie kulturelle Praktiken auszeichnende Plurizentrismus des Spanischen entpuppt sich als große Herausforderung im Hinblick auf die Entwicklung von einheitlichen Lerncurricula (Moreno Fernández 2010), die darüber hinaus versuchen, verschiedenen Lernkontexten sowie Lernstand- und Sprachniveaus gerecht zu werden. Daneben macht die Kritik an dem Paradigmenwechsel zum kommunikativen Handeln im Fremdsprachenunterricht bereits auf Vernachlässigungen im Bereich ästhetischer Bildung aufmerksam (Cook 1997). So werden Stimmen lauter, die davor warnen, den Spanischunterricht auf die Vermittlung funktionaler und informationsvermittelnder Kompetenzen zu limitieren und den Umgang mit ästhetischen Gegenständen an den Rand zu drängen. Auf diese Weise wird einem scheinbar ideellen Ort nachgegangen, der sich auf bestimmte Kontexte reduziert und damit die Komplexität sowie die hybriden Räume, aus denen die Varietäten des Spanischen und ihre Kulturen entstehen, negiert (Kramsch 2009).
Der Spanischunterricht als dritter Ort erlaubt das Inkludieren von sowohl kommunikativer als auch ästhetischer Varietät und Diversität, ausgehend von einem erweiterten und aktuellen Text- und Medienbegriff. Es ergeben sich somit Möglichkeiten zur Didaktisierung von Vielfältigkeit und Transkulturalität, die weit über die Vermittlung von Informationen hinausgehen. Die Orte des Spanischen lassen sich keineswegs auf geografische Räume begrenzen, sie entstehen vielmehr in örtlichen und globalen Praktiken, die sich in semiotisch verschlüsselten bzw. mehrfach kodierten Botschaften manifestieren (Multiliterarizität) (The London Group 1996; Risager 2007). Diese Botschaften zeichnen sich insbesondere durch einen fortlaufenden Dialog zwischen unterschiedlichen Traditionen, mehrsprachiger Praxis und transkulturellen medialen Prozessen aus, die allesamt als Gegenstand in die Didaktik des Spanischen einzubeziehen sind.
Die Sektion nimmt sich die diversen Räume des Spanischen und ihre Inklusion im Spanischunterricht als dritter Ort zur Hauptaufgabe, die insbesondere durch sozio-kulturelle und ästhetische Zugänge greifbar werden können.
In diesem Sinne sind Beiträge willkommen, die sich in folgenden Aspekten wiederfinden:
- Die Einbeziehung des Klassenraumes als dritter Ort und dessen Umsetzung für den Spanischunterricht im Hinblick auf Transkulturalität und Plurizentrismus
- Überlegungen und praktische (auch spielerische) Umsetzungen zum Umgang mit soziokulturellen und ästhetischen Gegenständen im Spanischunterricht als dritter Ort, ausgehend von einem erweiterten Textbegriff (Filme, Musik, Bilder (Fotografie bis Malerei), novelas gráficas, microrrelatos, poemas visuales, usw.)
- Entfaltungen der Text- und Medienkompetenz (nach KMK 2012) sowie des Globalen Lernens unter Berücksichtigung plurilinguistischer und –kultureller Kontexte im Spanischunterricht als dritter Ort
- Vereinbarung soziokultureller und ästhetischer Zugänge mit institutionellen Vorgaben (Bildungsbegriff, Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen, Referenzrahmen für plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen, Standards for Foreign Language Learning, Bildungsstandards, Lerncurricula etc.)